Mein erster eigener Pferdestall, 2011-2016
Ursprüngliche Planung
Ich hatte sooo lange davon geträumt. Mein Andalusier sollte endlich eine richtige Herde bekommen und den ganzen Tag laufen dürfen. Ich wollte alle Bedürfnisse der Pferde befriedigen. Deshalb sollte es ein Bewegungsstall werden. Geplant war eine Vierer-Gruppe ohne Stuten, damit ich auch Hengste aufnehmen kann.
Für das hier haben wir uns im Januar 2011 entschieden, so haben wir übernommen:
Die Fläche, die uns die ersten Monate zur Verfügung stand, war ca. 450qm gross. Ich wollte einen kleinen Rundkurs für die Herde, aber auch die Möglichkeit verschiedene Bereiche abtrennen zu können. Der Paddock sollte einen freistehenden Zaun als Hindernis in der Mitte bekommen. Dort hinein sollten engmaschige Großraum-Heunetze zwischen Zaunpfählen montiert werden. Zum Tränken wollte ich Regenwasser auffangen. Der Liegebereich in den Stallungen sollte nur mit Gummimatten ausgelegt werden, ohne zusätzliche Einstreu. Die Befestigung des Bodens war noch nicht durchdacht und für Spätsommer geplant. Alles musste rückbaufähig sein, da wir nur gepachtet hatten.
So sah die Skizze aus für die Bestellung des ersten Zaun-Materials:
Eröffnung
Knapp 2 Monate später, am 26. März 2011, war Stalleröffnung. Erbaut nach der Skizze. Wir hatten nur den Stall und 450qm Paddock. Niňo, mein kleiner Spanier mit 1,54 Stockmaß, bekam einen alten Araber-Wallach als Kumpel. Unser Reiterstübchen war „outdoor“ unterm Vordach, abgetrennt vom Pferdebereich. Damals sah es so aus:
Paddock-Trail und Wiesen
3 Monate später, im Juni 2011, bekamen wir ca. 1,2 Hektar Weide dazu. Um das Grundstück herum habe ich sofort einen Paddock-Trail gebaut mit einer Gesamtlänge von ca. 350 Metern, schön unter ganz vielen Bäumen entlang mit mehreren Zugängen zu den innen liegenden Weiden.
Das dritte Pferd im Bunde war ein Westfale mit einem Stockmass von 1,65m.
Paddockbefestigung
Im August 2011 war die Befestigung des Paddocks dran. Es war höchste Zeit. Der Bereich vor dem Stallgebäude sollte auf 150qm mit Gitterplatten ausgelegt werden.
Vordach und Futterplätze
Das alte marode Vordach war nicht mehr in der Lage Schneelast zu tragen. Es war ja auch schon mit Stützen gesichert worden. Deshalb haben wir es direkt nach Fertigstellung des Paddocks erneuert.
Die Futterplätze sollten gleichzeitig auch alle befestigt werden. Dafür haben wir trockenen Boden halbwegs begradigt, Gitterplatten darauf verlegt und mit Sand verfüllt. Die Tretschicht bestand aus 2-3cm Sand.
LAG-Plakette
Im Oktober 2011 – also im ersten Jahr – bekamen wir bereits unsere erste LAG-Plakette mit 3 Sternen!
Bäume lassen Früchte fallen…
Es dauerte nicht lange bis die ersten Bäume anfingen ihre Früchte fallen zu lassen: die Kirschen. Dann kamen die Pflaumen, Birnen und Äpfel. Zu viel Obst fiel auf meinen Paddock-Trail. Ich musste grosse Stücke absperren.
Dann kam der erste Herbst. Und mit ihm die Eicheln… viele Eicheln… Wieviel Eicheln vertragen Pferde? Ich hoffte, sie können es selbst beurteilen. Leider musste ich feststellen, dass sie das nicht können. Plötzlich brauchten sie deutlich mehr Wasser als sonst. Das fiel mir auf, da ich das Wasser manuell auffülle. Heu ließen sie wider Erwarten liegen. Die typischen Symptome für eine Eichelvergiftung. Ich sperrte sofort den Paddock-Trail.
Und fing an Umgehungen zu bauen…
Einsäen der ersten eigenen Wiese
Im Herbst 2011, also ein halbes Jahr nach Stalleröffnung, konnten wir ¼ ha Kartoffelacker übernehmen, den ich sofort einsäen wollte um zusätzliches Weideland zu bekommen. Welches Saatgut verwende ich am besten? Ich hatte mir zwar ein Buch gekauft über Pferdeweide-Management, war aber als totaler Anfänger völlig überfordert damit und habe mich letztendlich dafür entschieden, was mir die hiesigen Bauern empfohlen haben: “PFERDEWEIDE” vom lokalen Landhandel.
Das, was dann da wuchs, hat mir gar nicht gefallen. Viel zu viel Weidelgras und seltsamerweise jede Menge Klee. Die Pferde vertragen diese Wiese bis heute nicht. Sie bekommen Kotwasser.
Nachdem ich dann im Nachhinein doch etwas mehr recherchiert hatte, fand ich heraus, dass im konventionellen Handel nur noch Hochleistungs-Saatgut zu bekommen ist. Diese Gräser sind unter anderem auf die Erhöhung von Konkurrenzkraft, Winterhärte und Resistenzen gegen Stress (Frost, Trockenheit, Parasiten) hin gezüchtet.
Diese Weidegrasarten leben oft in Symbiose mit Pilzen (Endophyten), die innerhalb des Pflanzenkörpers zwischen den Graszellen leben. Diese sogenannten Pilzsymbionten produzieren bei Bedarf Gifte (Ergotalkaloide) um sich selbst resistenter gegen natürliche Umwelteinflüsse und Parasitenbefall zu machen. Erst durch das Auftreten unterschiedlicher Weidetiervergiftungen erkannte man, dass diese Endophyten bei Pferden systematisch schwerste Stoffwechselstörungen und somit Erkrankungen hervorrufen können.
Siehe im Detail: http://www.natural-horse-care.com/pferdekrankheiten/gifte-weidegras/
Wenn ich wieder eine Wiese einzusähen habe, dann werde ich garantiert auf die richtigen Gräser und Kräuter achten und vor allem altes Saatgut verwenden.
Gruppenfütterung
Bald habe ich gemerkt, dass unsere sehr unterschiedlichen Pferde auch einen sehr unterschiedlichen Futterbedarf haben. Ein Westfale mit 620kg Körpergewicht braucht doch deutlich mehr Futter als ein Andalusier mit 500kg. Der Westfale wurde zu dünn. Die anderen waren gut in Form. Also musste der Westfale zugefüttert werden, täglich separiert werden zum fressen. Als dann ein zweiter Schwerfuttriger in die Herde kam, haben wir die Pferde über Nacht getrennt und tagsüber zusammen laufen lassen.
Die Heumenge berechne ich täglich nach (Wunsch-)Körpergewicht und nach Wetter. Wetter kann anstrengend sein für Pferde. Je kälter, nasser und windiger es ist, desto mehr Futter brauchen sie. Die errechnete Menge wird mit Hilfe einer alten Postwaage abgewogen und auf 3-4 Mahlzeiten am Tag verteilt. Zusätzlich bekommt jedes Pferd 2kg Stroh pro Tag angeboten.
Wir haben immer wieder die Situation, dass ein Pferd zur Fütterungszeit ganz oder teilweise fehlt. Das Risiko dabei ist, dass das fehlende Pferd seine Raufutterration ganz oder teilweise verpasst, und die anderen in der Gruppe deutlich mehr fressen, als sie sollen. Deshalb sprechen wir uns ab. So kann die Heumenge aufgeteilt und das fehlende Pferd nachgefüttert werden.
Alle unsere so unterschiedlichen Pferde haben eine gute Figur!
Was in Heu und Gras nicht enthalten ist, was ein Pferd dennoch benötigt, füttern wir zusätzlich einmal täglich aus Eimern, die den Pferden umgehängt werden.
Fütterung und Bewegung
In der Natur laufen Pferde täglich zig Kilometer – um Nahrung zu suchen. Der gesamte Organismus hat sich über die Jahrtausende darauf ausgerichtet. Der Verdauungsapparat verträgt nur kleine Mengen. Für 10kg Raufutter am Tag möchte ein Pferd am liebsten 16 Stunden brauchen, und dabei immer wieder laufen. Der Bewegungsapparat braucht die permanente Bewegung um gesund zu bleiben. Ich habe den Paddock-Trail gebaut, damit die Pferde in Bewegung bleiben. Sie wurde auch hervorragend angenommen und genutzt – solange dort Essbares zu finden war.
Im Winter war’s dann vorbei mit der Bewegung. Die Pferde haben vor ihrem Neunetz darauf gewartet, dass ihnen wieder „die gebratenen Tauben ins Maul fliegen“.
Deshalb habe ich Reifen auf dem Trail ausgelegt und einen Teil des Heus daraus gefüttert. Problem gelöst! Für 1kg Heu (pro Nase) sind sie ca. 1h unterwegs, vorwärts, rückwärts, hoch und wieder runter und wieder von vorne. Und nach ein paar Stunden gehen sie noch mal gucken.
Unsere leichtfuttrigen Pferde durch Futteranreize in Bewegung zu halten ist nicht schwer. Sie folgen mir meistens überall hin, wo ich Heu anbiete.
Bei schwerfuttrigen Pferden sieht das anders aus. Sie sollen so viel Heu wie möglich bekommen. Wenn ich aber Heu ad libitum gebe, dann hat das 2 Nachteile: Zum einen gibt es sehr viel Vertritt. Zum anderen nehme ich mir dadurch die Möglichkeit Bewegungs-Anreize durch Futter zu setzen. Wenn das Heunetz am Stall dauerhaft prall gefüllt ist, dann haben sie kein Interesse mehr für Heu irgendwohin zu laufen. Wenn ich schwerfuttrige Pferde durch Futter auf den Trail locken will, dann müssen sie ein bisschen Hunger haben, sonst funktioniert das nicht.
Wenn im Frühjahr das erste Gras sprießt, dann laufen sie den Trail wieder mehrmals täglich von alleine ab.
Gummimatten versus Einstreu
Unsere Liegebereiche in den Stallungen sind mit Gummimatten ausgelegt. Die ersten Gummimatten, die ich zur Eröffnung gekauft hatte, haben sich nicht bewährt. Sie waren zu dünn und zu hart. Wir haben sie wieder herausgeholt und draußen benutzt, um den Waschplatz zu befestigen. Die nächsten Gummimatten waren dann dicker (4,5 – 5cm) und weicher und wurden von den Pferden gut angenommen. Sie legen sich gerne darauf ab.
Geplant war auf Einstreu ganz zu verzichten. Zum einen wollte ich so wenig wie möglich Mist und Arbeit produzieren, zum anderen hatte ich leichtfuttrige Pferde in Form zu halten, die keine Einstreu zum wegfressen haben sollten. Alle sollten zum strahlen nach draußen gehen. Leider klappt das nicht immer. Alle unsere Pferde haben sich nur nach und nach daran gewöhnt, zum pinkeln nach draußen zu gehen. Manchmal pinkeln sie sogar auf glatten Steinfußboden, obwohl das ordentlich spritzt. Die im Stall entstehenden Urin-stellen bedecken wir mit Leinstroh.
2015 haben wir erstmals eine Pferde-Toilette im Stallbereich angeboten. Schon der erste Versuch klappte prima, die Pferde nahmen die Toilette an. Sie kamen sogar zum pinkeln in den Stall und gingen danach wieder raus… Leider mussten wir feststellen, dass für eine Pferde-Toilette ein Abfluss nötig ist. Den hatten wir nicht. Also wurde wieder rückgebaut. 🙁
Matsch und Frost
Im Herbst setzte die Regenzeit ein – die Stunde der Wahrheit. Bewährt sich das Konzept? Die Bodenbefestigung? Die Heunetzpfähle? Der Boden wurde matschig und fing an sich zu bewegen. Und mit ihm die Gitterplatten und die Heunetzpfähle…
Bei Frost friert der Matsch natürlich ein. Dann ist er uneben und steinhart. Wenn das gefrorene Wasser bricht, z.B. wenn ein Pferd hineintritt, dann entstehen messerscharfe Kanten. Deshalb habe ich schon während des ersten Winters angefangen Trampelpfade durch die sehr matschigen Stücke zu bauen.
Schnell haben wir gelernt, dass Heunetzpfähle betoniert werden müssen. Das haben wir dann auch gemacht.
Damit die Pferde auch bei gefrorenem Boden laufen wollen, sperren wir nun einen Teil des Paddock-Trails, bevor er matschig wird. Wenn der Boden dann tiefgefroren ist, wird er aufgemacht. Daneben versuche ich den passenden Moment abzupassen und den Boden zu walzen, bevor er zufriert.
Bodenbefestigung
Im zweiten Herbst, 2012, musste ich (fast heulend) mitansehen, wie meine Futterplatz-Befestigungen und die Trampelpfade dazwischen sich an einigen Stellen hoben und an anderen senkten und teilweise regelrecht ertrunken sind. Ich musste erkennen, dass Bodenplatten einen besseren Verbund brauchen, wenn sie sich nicht bewegen sollen. Und vor allem dürfen sie nur im rechten Winkel verlegt werden, was mit meiner anfänglichen Planung des Paddocks kollidierte. Anfänger-Fehler… Im Frühjahr 2013 haben wir dann alles wieder raus gerissen und neu verlegt.
Im Laufe der Zeit habe ich viele Gitterplatten verlegt. Mancher Verlege-versuch klappte auf Anhieb, mancher nicht. Es gibt jedes Jahr zusätzliche Stellen, die befestigt werden wollen, aus unterschiedlichen Gründen. Der Boden arbeitet und verändert sich ständig. Dabei verdichtet er sich über die Jahre immer mehr.
Auf den Fotos ist schön zu erkennen, wie sich (innerhalb von 2 Jahren) ein paar Platten des hinteren Futterplatzes in der Mitte abgesenkt und an den Ecken aufgestellt haben:
Auf dem ausgebaggerten Teil des Paddocks vor dem Stall hatten wir eine Tretschicht von 6cm aufgetragen. Nach knapp 3 Jahren war diese Tretschicht verschwunden. Komplett weg. Der Vorteil ist, dass man Äppel und Futterreste ohne Tretschicht sehr schön aufsammeln kann. Der Nachteil ist, dass die Pferde sich dort nicht mehr ablegen. Wir haben bisher noch nicht wieder aufgefüllt, denn auf dem Paddock-Trail gibt es mehrere Stellen, an denen sie sich gerne ablegen und wälzen.
Holzbedarf
Jedes Jahr im Winter fangen unsere Pferde an Holz zu verspeisen. Erstmal bedienen sie sich an der Stall-Inneneinrichtung – bis ich es merke und ihnen dann Äste von Obstbäumen vorlege. Sie fressen hauptsächlich die Rinde und lassen den geschälten Ast liegen. Dünne Zweige fressen sie komplett. Dieses Jahr (2016) haben Sie offensichtlich einen sehr hohen Bedarf an Obstbaum-Ästen. Zum Teil knabbern sie sogar lieber am Holz als am Heu.
Bewegungs-Experiment Winter 2014/2015
Zusätzlicher Fressplatz mitten auf dem Grundstück unter dem grössten Apfelbaum mit Zugang über die Paddock-Trails:
Bei Nässe war dieser Futterplatz nicht benutzbar. Dieser Winter war jedoch trocken genug, dass wir ihn häufig benutzen konnten. Dieser abgelegene Futterplatz führte zu deutlich mehr Bewegung auf dem ganzen Trail.