Bei Sturm bekommen Pferde Angst. Ganz schrecklich wird es für sie, wenn in der Nähe ein Baum umkracht. Naturgemäss suchen sie bei Sturm eine möglichst grosse, weite und freie Fläche auf, so weit oben wie möglich, stellen sich nebeneinander mit der Kruppe ins Wetter und harren aus.
Sturmtief „Fabienne“ vorgestern war angekündigt mit starken Sturmböen, Gewitter und Starkregen. Ich öffnete eine Weide für die Pferde, die ihren natürlichen Bedürfnissen am nächsten kam: ganz oben am Ende des Trails. „Fabienne“ kam wie angekündigt. Die Pferde flüchteten genau auf die von mir vorbereitete Weide und stellten sich mit der Kruppe ins Wetter. Nach ein paar Stunden flaute das Wetter ab, doch die Pferde blieben auf ihrer Weide. Gestern abend – 1 Tag später – konnte ich sie zwar mit Eimerfutter in den Stall locken, doch direkt danach sind sie mit wehenden Mähnen wieder zurück auf ihre Weide gerannt.
Heute – 2 Tage später – sind sie immer noch dort, doch nun deutlich entspannter:
Die meisten Pferde werden bei Sturm im Stall eingesperrt. Dadurch bekommen sie keine Möglichkeit sich damit auseinanderzusetzen, weder körperlich noch psychisch. Sie sind ausgeliefert und können nichts unternehmen.
Das Gehirn entwickelt sich der Nutzung entsprechend. Je mehr Verantwortung das Pferd für sich selbst übernehmen kann, desto mehr Erfahrungen kann es sammeln, desto gelassener wird es im Laufe der Zeit auf z.B. Wetter reagieren. Es weiss irgendwann, wie es sich verhalten muss, damit es sich (halbwegs) wohl fühlt. Der Herdenverband wird nachhaltig gestärkt. Die Pferde verlassen sich aufeinander und beweisen sich gegenseitig ihr Vertrauen zueinander.
Bei Sturm fühlen sich Pferde meiner Erfahrung nach nur noch in ihrer Herde sicher. Und die kann ich Ihnen nicht ersetzen. Wenn es für mein Pferd wichtig wird, dann hole ich es nicht mehr heraus aus der Herde – weil ich Respekt habe vor den Bedürfnissen meines Pferdes.
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