Was gibt mir die Beziehung zu meinem Pferd? Weshalb mache ich das alles? Habt Ihr Euch das auch schon mal gefragt?

Meine Antwort ist: weil es mich glücklich macht.  Es macht mich vor allem dann glücklich, wenn mein Pferd gute Laune hat und Spaß daran hat sich mit mir zusammen zu bewegen. Es macht mich glücklich, wenn mein Pferd und ich im gleichen Rhythmus schwingen, wenn ich sein Vertrauen spüre. Es macht mich glücklich, wenn ich weiß, ich kann meinem Pferd vertrauen.

Horsemanship heißt wortwörtlich übersetzt Pferd-Mensch-Schaft, grammatikalisch wie Freund-Schaft. Horsemanship bezeichnet also die Beziehung zwischen Pferd und Mensch. Für mich war Horsemanship immer das stetige Bestreben nach einer möglichst harmonischen und erfüllenden Beziehung zu meinem Pferd. Das war der Weg, den ich gegangen bin. Mittlerweile habe ich allerdings gelernt, dass die meisten Menschen offensichtlich etwas ganz anderes unter diesem Begriff verstehen als ich. Ich habe viele unschöne Sachen gesehen unter der Überschrift Horsemanship. (Siehe auch:  Die Schattenseiten des Horsemanship aus 2018)

Horsemanship hat in den meisten Fällen zum Ziel ein funktionierendes Pferd zu bekommen – ein Pferd, das dem Menschen widerstandslos dient. Es hat dem Menschen bei der Arbeit zu helfen oder seinem Vergnügen zu dienen. Gefühle spielen dabei keine Rolle, und was das Pferd will auch nicht.

Aber wie kann ich denn glücklich sein, wenn es meinem Pferd im Zusammensein mit mir nicht gut geht?

Gefühle sind das Wichtigste überhaupt im Leben. Im Grunde genommen weiß das jeder: solange es mir gut geht, kann passieren, was will. Leider werden in unserem Kulturkreis Gefühle systematisch abgewertet und tabuisiert. Gefühle passen nicht in unsere sogenannte rationelle Welt, das ist dann die Begründung. Die meisten von uns haben nie gelernt, wie sie mit ihren eigenen Gefühlen umgehen können. Aber sie sind ständig da und versüßen oder vermasseln uns das Leben, unabhängig davon ob sie uns bewusst sind oder nicht. Unfasslich viele Menschen suchen regelmäßig Psychologen und Psychiater auf, nehmen Psychopharmaka ein. Weshalb? Weil sie mit ihren Gefühlen nicht klar kommen. Selbstmörder und Amok-läufer tun, was sie tun, weil sie mit ihren Gefühlen nicht mehr klar kommen.

Wir könnten mal anfangen uns mit unseren Gefühlen zu beschäftigen, sie ernst nehmen und ihnen Bedeutung schenken, sie zulassen und ausleben, sie kennenlernen und damit umgehen lernen. Unsere Gefühle leben in unseren Verbindungen zu anderen Menschen, zu Tieren und zum Rest der Welt. Wir beeinflussen uns gegenseitig durch unsere Gefühle, die wir immer zum Ausdruck bringen. Es ist nicht zu verhindern. Genau so ist das auch bei einem Pferd: es bringt immer seine Gefühle zum Ausdruck und wird im Zusammensein mit uns von unseren Gefühlen beeinflusst.

Wenn ein Pferd sich unwohl fühlt im Zusammensein mit mir, dann macht mich die Begegnung nicht glücklich. Deshalb gehe ich auf die Suche:  Was kann ich verändern? Was kann ich anders machen, so dass mein Pferd zufrieden wird?

Ich distanziere ich mich nun von dem Wort Horsemanship. Ich praktiziere kein Horsemanship, sondern ich fühle mein Pferd und mich. Zusammen mit meinem Pferd erarbeite ich mir bestimmte Gefühlszustände, die sich in meinen Bewegungen und denen meines Pferdes widerspiegeln. Das ist das Ziel bei allen Aufgaben, die ich meinem Pferd stelle.

Die Schattenseiten des Horsemanship

Horsemanship ist mittlerweile ein gängiger Begriff geworden. Das Internet ist voll davon. Google liefert 7 Millionen Ergebnisse, YouTube 400.000. Die meisten Horsemanship-Praktizierenden nehmen ihr Pferd dabei zunächst mal an Halfter und Strick und halten es somit fest. Dabei soll dann Vertrauen erarbeitet werden. Ob’s geklappt hat, wird danach in der Freiarbeit sichtbar. Unter Horsemanship verstehe ich etwas anderes.
Weiterlesen...