2005 erfüllte ich mir meinen lange gehegten grossen Traum: einen wunderschönen, dreijährigen spanischen Hengst, in Deutschland gezogen und noch roh. El Niño. Ich wollte unbedingt ein Pferd, das noch nicht durch Menschenhand versaut ist. Wir haben 2 Jahre lang nur vom Boden aus gearbeitet.

Mit dem ersten Mal gurten (Longiergurt) fing das Problem an – und es hat uns bis heute nicht losgelassen: Das Pferd hatte Wirbelblockaden – genauso wie ich seit über 20 Jahren. Immer wieder musste er osteopatisch behandelt werden, genauso wie ich. Im akuten Zustand kann das sehr schmerzhaft sein, die Beweglichkeit sehr eingeschränkt. Aber die ersten Jahre war er meistens reitbar und belastbar. Es war wunderschön!

Dann wurden seine Wirbelblockaden häufiger. Die von dem behandelnden Osteopath verordnete Reitweise (ausschliesslich Dressur am kurzen Zügel) führte nicht nur dazu, dass wir keinen Spass mehr hatten. Mein Pferd rannte davon, wenn ich mit dem Halfter in der Hand ankam. Ich hörte auf ihn zu reiten und arbeitete nur noch vom Boden aus. Die Wirbelblockaden kamen trotzdem immer wieder. Als ich feststellte, dass ich bei der kleinsten Biegung, die ich abfragte, das Weisse in seinen Augen sah, habe ich auch diese Arbeit eingestellt. Die Wirbelblockaden kamen weiterhin. Er hat das ganz alleine geschafft, zusammen mit seinen Kumpels in dem Aktivstall mit Paddock-Trail, den ich für ihn gebaut hatte. Mir fiel nichts mehr ein, was ich noch ausprobieren könnte um ihm zu helfen. Tausende Euros waren bereits versenkt. Mein Traumpferd 11-jährig in Rente – ich habe Rotz und Wasser geheult. Es war sooo bitter. Ich war völligst frustriert und verzweifelt. Und ich war enttäuscht von dem Pferd. Und jede Menge Wut war auch im Spiel – auf was auch immer.

Über ein Jahr lang habe ich mit mir und meinem Schicksal gehadert. Mein Ego war fürchterlich und nachhaltig verletzt, und das konnte ich nicht vor meinem Pferd verbergen. Niño konnte alle meine Gefühle mitfühlen, da bin ich mir ganz sicher. Er sprach mich nicht mehr an und drehte ab, wenn ich kam und war total in sich zurückgezogen. Selbst in der Herde hatte er kaum noch Kontakte. Körperlich baute er immer mehr ab und war überhaupt nicht mehr schön. Im Gegenteil, er wurde zunehmend hässlich. Ich konnte seinen Anblick nicht mehr ertragen.