Das erste, was ich mit einem Pferd erarbeite, sind Respekt und Vertrauen. Wenn ich es von mir wegschicke, dann möchte ich zunächst, dass es im Schritt um mich herum läuft. Ich möchte, dass es mit möglichst wenig Energie schneller wird und auf Energie reduzieren langsamer wird.
Das ist das Ziel. Dazwischen liegt die Arbeit an der Kommunikation und der Beziehung.
Die meisten Pferde sind erst mal ziemlich unaufmerksam. Sie anzutreiben gelingt meistens noch. Das Durchparieren jedoch wird oft schwierig.
Im Idealfall gebe ich mehr Raum bzw. reduziere die Energie. Das ist eine vertrauensfördernde Lektion. Wenn das nicht funktioniert, weil das Pferd (noch) zu wenig Vertrauen hat, dann kann ich ihm auch Raum nehmen, den Weg abschneiden, ihn stoppen. Das ist eine respektsfördernde Lektion.
Der Schlüssel liegt in der Balance von respektsfördernden und vertrauensfördernden Lektionen, je nach dem, was das Pferd gerade braucht. Mein Ziel ist immer Durchparieren durch Energie reduzieren. Auf dem Weg dorthin kann es allerdings durchaus nötig sein ein Pferd zu stoppen.
Dieser 13jährige Wallach kam ziemlich respektlos hier an. Sein Markenzeichen ist das Schnuddeln: mit einer riesengrossen, kräftigen, hyperaktiven Oberlippe immer am Mensch rumfummeln. Wenn er ein Leckerchen bekommt, dann sperrt er sein Maul so weit auf, dass er in eine Melone beissen könnte. Menschlichen Individualraum ignorierte er, als er kam. Gleichzeitig war er aufgeschlossen und neugierig, aber auch schreckhaft und schnell zu beeindrucken.
Im Roundpen war er ziemlich abgelenkt von allem möglichen aussen herum und deutlich aufgeregt. Aber er bemühte sich wirklich sehr zu kooperieren. Er fiel immer wieder von alleine in einen ziemlich flotten Trab, und ignorierte Energiereduktion. Zusätzlich kam er gerne vom Hufschlag rein Richtung Mitte. Die Antwort, er möge bitte wieder raus gehen, beantwortete er mit einem Richtungswechel – er tat quasi so, als ob er die Hilfe falsch verstanden hätte.
Um durchzuparieren probierten wir Verschiedenes aus. Richtig gut geklappt hat dann die Strategie jede halbe Runde einen Richtungswechel abzufragen, da er den sowieso anbot ;-). Nach ein paar Handwechsel war Durchparieren durch Energie reduzieren möglich.
Er bleibt noch ein Weilchen hier zum Training.
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